Ralph Hubacher: Mein Vater und der Scheich
Dieser Blog von Ralph Hubacher handelt von einem Scheich, schwierigen Verhandlungen und einer verblüffenden Wende. Quasi 1001-Nacht im Business.
Mein Vater ist Ingenieur. Logisch, präzis und rational. Er spricht nicht viel. Wenn er aber etwas sagt, dann ist es wohlüberlegt, treffend und akkurat. Small Talk liegt ihm nicht, dafür Gespräche mit Tiefgang. Im vertrauten Kreis ist er witzig, vorausgesetzt man versteht seinen Humor. Als spontanen und kreativen Menschen kann man ihn hingegen nicht bezeichnen.
(Anmerkung: Ich schätze, verehre und liebe meinen Vater. Die Beschreibung ist keine Kritik, bloss eine Auflistung. Er selbst bezeichnete sie übrigens als treffend).
Beruflich war er oft im Ausland unterwegs. Einer seiner Märkte war der mittlere Osten. In Jeddah stand ein wichtiges erstes Meeting mit einem neuen Kunden, einem Scheich, an. Scheichs gibt es bekanntlich nicht wie Sand in der Wüste. Entsprechend gross war seine Anspannung. Nun ja, besonders gut lief das Treffen nicht. Wohl zu viel Sand im Getriebe (ok, der Kalauer Kredit für diesen Blog ist damit aufgebraucht). Ernsthaft; es waren weniger die trennenden kulturellen Unterschiede als vielmehr die Tatsache, dass zwei introvertierte und distanzierte Menschen zusammentrafen. Die Verhandlungen waren zäh und gestalteten sich schwierig.
Beim zweiten Meeting war’s nicht mehr ganz so frostig. Der Scheich erzählte meinem Vater, dass er mehrmals in der Schweiz war. Ihm sei aber weder die Schokolade, das Bergpanorama oder die blauen Seen in Erinnerung geblieben, als vielmehr die frische Luft der Alpen. Heisse Wüstenluft könnte nicht unterschiedlicher sein.
Nach dem Rückflug steigt mein Vater mit einer kleinen Flasche auf einen Gipfel, öffnet den Bügelverschluss und ‘füllt’ sie mit Bergluft. Er versieht sie mit einer ‘Swiss Alpine Air’ Etikette und schickt sie per Post dem Scheich nach Saudi-Arabien.
Beim dritten Besuch in Jeddah war alles anders. Der Scheich begrüsste meinen Vater wie einen Freund, nicht wie einen Lieferanten. Als sei es selbstverständlich, lud er ihn in seinen Palast zum Abendessen ein. Jetzt beginnt 1001-Nacht. Der Speisesaal war goldverziert und mit Juwelen geschmückt. In Vitrinen standen Kunstgegenstände und wertvolle Vasen. Und dazwischen, eine kleine Flasche mit Swiss Alpine Air.
Sollten Sie, oder jemand aus Ihrem Unternehmen ernsthaft behaupten, zu wenig kreativ zu sein, um Kunden zu begeistern, dann ist es Zeit den Blog (nochmals) zu lesen. Wenn es mein Vater, ein Ingenieur und ‚Excel-Tabelle-auf-zwei-Beinen‘ schafft, einen saudischen Scheich zu verblüffen, dann bringen Sie Ihre Kunden bestimmt auch zum Staunen.
Zum Autor: Ralph Hubacher ist Experte für Kundenzentrierung und Kundenbegeisterung. In Workshops und Vorträgen unterstützt er Unternehmen dabei, Strategien für eine kundenfokussierte Kultur zu entwickeln.